Eröffnung: 17. Februar 2024, 19 Uhr
Laufzeit: 18. Februar – 24. März 2024

Begrüßung: Dr. Werner Dohmen (Vorstandsvorsitzender NAK)
Einführung: Maurice Funken (Direktor NAK)

Der NAK Neuer Aachener Kunstverein freut sich die Ausstellung Kalkül der Form der beiden Künstler und Musiker Max Eilbacher und Phillip Sollmann zu präsentieren. Die Ausstellung wird am 17. Februar 2024 mit einer Performance der beiden initiiert; die Präsentation ist anschließend bis zum 24. März im Kunstverein erfahrbar.

Kalkül der Form besteht aus zwei korrespondierenden Kompositionen, die als long durational pieces gleichzeitig erklingen und sich als immersive Installation über die beiden Ausstellungsräume des Kunstvereins erstrecken.

Die Komposition im Erdgeschoss ist über acht kreisrund angeordnete Lautsprecher-Säulen erfahrbar. Die einzelnen, präzise ortbaren musikalischen Stimmen addieren sich im Zusammenspiel zu einem komplexen digitalen Klangerlebnis, das zudem durch Bewegung des Publikums im Raum aktiv moduliert wird. Im Kontrast dazu werden die Besucher_innen im ersten Stock von ephemeren, schwebenden Klängen umhüllt, die aus dem Mittelpunkt des Raumes nach außen strahlen und die akustischen Reflexionen des Raumes direkt adressieren.

Eilbacher und Sollmann erschaffen mit dieser Arbeit ein auf einfachen Formen basierendes Klangsystem, das sich entlang einer minimalen Kurve bewegt. Das greifbare Material entsteht durch die Erzeugung von geometrischen Konfigurationen und der wahrnehmungsmäßigen Verschmelzung der musikalischen Akteure, die in einer konstanten Morphologie unterschiedlicher Designs gegen- und nebeneinander laufen.

Konkret verwendet ihr digitaler Klanggenerator zehn Sinus-Oszillatoren, die gleichmäßig entlang einer Sinuskurve mit leicht versetzten Zeitabständen angeordnet sind. Die Tonsequenzen, die Tonhöhen und die zeitliche Position, an der jede Stimme zu hören ist, stehen in Beziehung zu einer geometrischen Kurve. Die Struktur der Sequenz und die Beziehung zwischen der Reihenfolge der einzelnen Stimmen und der Geschwindigkeit, mit der die Töne gespielt werden, unterliegen komplexen Formeln und den Eingriffen der beiden Performer.

In einem ständigen künstlerischen Dialog gelingt es ihnen, eine elegante und zugleich hypermoderne Computermusik-Umgebung zu schaffen, in der die Arbeit stets mit sehr einfachen Sequenzen beginnt, die sich im Laufe der Zeit zu äußerst komplexen Klangwelten entwickeln. Das Zusammenspiel dieser Sequenzen und ihre Überlagerung, zusammen mit der diskreten Wiedergabe im Raum, machen den poetischen Charakter des Systems aus und erzeugen die Illusion von Polyphonie, sich verändernder Textur und rhythmischer Komplexität.

Der Einsatz von mehrkanaligen Lautsprechersystemen war in den letzten Jahren immer wieder ein wichtiger Bestandteil der künstlerischen Praxis von Max Eilbacher und Phillip Sollmann. Eilbacher hat umfangreiche Live- und Tonbandarbeiten für vier- und achtkanalige Systeme realisiert. In künstlerischer Zusammenarbeit mit Konrad Sprenger beschäftigt sich Phillip Sollmann im gemeinsamen Projekt Modular Organ System mit dem Thema der Immersion und der Raumklangerfahrung durch modulare, frei anzuordnende Klangerzeuger.

Mit ihrem neuen, gemeinsam entwickelten System gelingt es Eilbacher und Sollmann, völlig neue klangliche und kompositorische Entdeckungen zu machen, die unbekanntes Terrain erschließen und als immersives Klangerlebnis einzigartig sind. Zentral ist dabei der technische Aspekt des diskreten Mehrkanalsystems. Jeder einzelne Lautsprecher ist untrennbar mit dem klanglichen Geschehen der Komposition und Installation verbunden und adressiert die fließende Grenze zwischen individueller als auch kollektiver (Klang-)Erfahrung.

Max Eilbacher (*1991 in Baltimore, USA) ist ein Klangkünstler, der sich mit Kompositionen, musikalischen Performances, konzeptionellen Systemen, Wahrnehmungs-Choreografien, Installationen und theoretischen Skulpturen auseinandersetzt. Eilbacher studierte in seiner Heimatstadt Baltimore Filmkunst sowie Computermusik und Animation. Zusammen mit seinem Musikprojekt Horse Lords aber auch als Solokünstler hat er auf Labels wie Editions Mego, Thrill Jockey, RVNG, Superpang, Catch Wave und Drag City veröffentlicht. Seine Kompositionen werden sowohl in Clubs als auch Museen und Galerien aufgeführt. Eilbacher lebt und arbeitet in Berlin.

Phillip Sollmann (*1974 in Kassel) beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit zahlreichen Klangebenen. Er studierte elektroakustische Musik an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Unter dem Projektnamen Efdemin produziert er seit Ende der 1990er Jahre elektronische Musik und ist Resident-DJ im Berliner Club Berghain. Unter seinem richtigen Namen arbeitet er als Klangkünstler und Komponist. Seit 2017 ist er Teil des Studios Sollmann-Sprenger, das kontinuierlich hybride Klangkonzepte mechanischer und digitaler Natur entwickelt, die sich hauptsächlich mit Fragen des Klangs im Raum beschäftigen. Sollmann lebt und arbeitet in Berlin.

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