Right place, wrong time
Janis Löhrer
ERÖFFNUNG:
Samstag 1 November 2025
19 23 Uhr
GEÖFFNET:
2 November
30 November 2025
Janis Löhrer – Right Place, Wrong Time
Eröffnung: 01. November 2025, 19 Uhr
Laufzeit: 02. – 30. November 2025
Begrüßung: Prof. Ilka Helmig (Vorstandsvorsitzende NAK)
Einführung: Maurice Funken (Direktor NAK)
Janis Löhrer beschäftigt sich in seiner künstlerischen Praxis mit Fragen queerer Identität, Raum und Körper, Männlichkeit und Scham. In der ersten institutionellen Einzelausstellung Right Place, Wrong Time, die am 01. November 2025 im NAK Neuer Aachener Kunstverein in der Reihe Junge Kunst Euregio in Kooperation mit der STAWAG eröffnen wird, zeigt Löhrer im oberen Ausstellungssaal eine ortspezifische Rauminstallation bestehend aus einer Vielzahl an glasierten Keramiken, die vermeintlich wahllos Raum verstreut sind, zurückgelassen, sowie eine große keramische Gemeinschaftsdusche, welche der Künstler detailgetreu nachgebildet hat, eine geflieste Wand mit handgefertigten Duscharmaturen und Seifenschalen.
Die im Raum drapierten Werke sind aus Keramik gefertigte Abbilder von Alltagsgegenständen, die sich vermutlich (nicht?) an solch einem Ort finden lassen: dreckige Turnschuhe und diverse, zumeist schwarze Kleidungsstücke – von der Sporthose über eine Cap bis zum Jockstrap – allesamt vermutlich getragen, lassen jedoch auf keinerlei Besitzer schließen. Diese Anonymität verleitet einem intimen Einblick in eine parallele und explizit queer konnotierte Welt, deren Codes und Strukturen nicht jedem bekannt sind und in der Regel übersehen werden. Die Gemeinschaftsdusche als Ort ohne Hierarchien, geradezu demokratisierender Gleichmacher, freizügig jede Scham ablegend, und darüber hinaus aufgeladene Utopie queeren Verlangens im Kontrast zur oftmals banalen Realität solcher ursprünglich pragmatisch gedachten Räume. Das Paradies, wenn man denn danach sucht.
Im zweiten Ausstellungsraum versammelt Janis Löhrer eine Reihe von neuen Zeichnungen, die inhaltlich als subtile Verweise auf bestimmte Räume gelesen werden können. Hier ist es also der Ort, der selbst nun nicht mehr ins Bild gerückt wird, an seine Stelle treten detaillierte Tuschezeichnungen von Klimaanlagen, Gittern oder auch Abflüssen. Zumeist recht dunkel gehalten, Schmutz und Unreinheiten einen Platz einräumend, formen diese einen Ort neu, die Auslassungen aller weiteren strukturellen Elemente wie etwa Wänden oder Türen reduziert Löhrer hier einmal umso mehr im Vergleich zur raumgreifenden Keramikinstallation, rückt damit bewusst solche Fehlstellen ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Ein ungenauer Raum, aber voller Möglichkeiten.
Die neuen Werke entstanden während einer mehrmonatigen Residence in der Türkei; auch hier beschäftigte sich Löhrer mit parallel besetzten Orten und reduzierte deren Strukturen auf uneindeutige Spuren queeren Lebens, deren Chiffre sich der Künstler ebenfalls in einer zweifelsohne nicht westlich geprägten Umwelt neu erarbeiten musste. Die abermals auf den ersten Blick kontextlos präsentierten Zeichnungen deuten auf ein Spannungsfeld zwischen Innen und Außen, erforschen die Idee und Möglichkeiten von Zugänglichkeit und Zugehörigkeit, gerade auch im Angesicht restriktiver Gesellschaften.
Abgerundet wird die Präsentation im Kunstverein mit einer neuen Keramikarbeit des Künstlers. Janis Löhrer hat ein Pissoir aus einer öffentlichen Toilette nachgebildet, ein zweifelsohne ebenfalls aufgeladener Ort heimlicher Begegnungen und stiller Blicke, hier vorsätzlich exponiert positioniert.
Right Place, Wrong Time spielt darüber hinaus bereits im Titel mit der Idee einer bewussten, vielleicht sogar betrübt stimmenden räumlichen als auch zeitlichen Deplatzierung. Der Ausstellungsraum wird zu einem flüchtigen Ort, der dem Charakter von öffentlichen Toiletten, Badehäusern oder Parks nachspürt, ohne jedoch die als männlich gelesenen, erwarteten Protagonisten dieser sozialen Räume ins Zentrum der Präsentation zu rücken. Diese Zwischenräume bilden Intimität und Öffentlichkeit gleichermaßen ab, sie bekunden simultan ein Wechselspiel von gesellschaftlicher Norm als auch heimlicher Praxis. Löhrer lotet in diesen Räumen Ideen von Verletzlichkeit, der Grenzen von Scham, Begehren und Gemeinschaft aus.
In einer Kulturgeschichte queeren Begehrens sind die in der Ausstellung evozierten Orte solche, die explizit als Treffpunkte fungieren, für die in der Gesellschaft ansonsten nur begrenzt Räume zur Verfügung stehen. Und welche Handlungen auch immer hier ansonsten stattfinden mögen: im Ausstellungsraum tun sie es gerade nicht.
Janis Löhrer (*1991 in Aachen) studierte an der Kunstakademie in Düsseldorf. Im Jahr 2024 erhielt er den Förderpreis für Bildende Kunst der Landeshauptstadt Düsseldorf. Im Sommer 2025 war der Künstler Stipendiat der Kunststiftung NRW in Kooperation mit der Arthena Foundation für die Artist-in-Residence-Stipendien im Atelier Galata in Istanbul. Löhrer ist zudem einer der Gründer_innen des Offspaces AURA in Düsseldorf. Er lebt und arbeitet in Berlin.
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