Let your ( ) do the talking
Var.

ERÖFFNUNG:
Samstag 10 September 2022
17 — 23 Uhr

GEÖFFNET:
11 September — 30 Oktober 2022

 

LET YOUR ( ) DO THE TALKING

eyes, knee, whatever

Kuratiert von Luisa Schlotterbeck, Monty Richthofen & Maurice Funken

Laufzeit: 11. September – 30. Oktober 2022
Opening Weekend: Samstag & Sonntag,10. – 11. September 2022
Finissage Weekend: Samstag & Sonntag, 29. – 30. Oktober 2022

Die Ausstellung Let your ( ) do the talking, eyes knee whatever eröffnet am 10. und 11. September im NAK Neuer Aachener Kunstverein.

Der konzeptuelle Rahmen der umfangreichen Gruppenausstellung fokussiert auf die Erfahrung unmittelbarer, sprachlicher Nähe; die Ausstellung versucht sprachliche Nähe-Distanz Verhältnisse zu reflektieren sowie ihre poetischen, politischen oder konkreten Effekte. Dabei geht es um die immersive Erfahrung von Sprache; es geht um das emotionale Erleben ihrer Sinnhaftigkeit oder ihres Unsinns und um den Versuch, Sprachlichkeit als ein empfindsames und vielfältiges Organ zu begreifen mit dem wir uns verständigen und einschreiben. In dieser Ausstellung geht es nicht um Entmaterialisierung, sondern um eine noch zentralere Komponente des Werkbegriffs.

Wir sind es gewohnt, Kunstwerke als Manifestierung sehr spezifischer, individueller Entscheidungen zu betrachten. Wir wollen die Rezipienten nicht festlegen. Das können diese, wenn sie wollen, selbst tun. Ganz im Sinne Lawrence Weiners’: das Nutzen von Schrift, um keine Vorschriften zu machen.[1] Oft liegt die Schönheit der Sprache in ihrer Brüchigkeit, im Widerspruch zu einer festgelegten Norm oder in der Verweigerung von Sitte und Anstand, beziehungsweise zu den mit ihr einhergehenden Erwartungshaltungen (z.B. die Erwartung ihrer Herrin, der Grammatik); und dies, ohne zwingend unanständig zu sein. Die sprachliche Intelligenz einer Legasthenikerin zeigt mehr von jener Brüchigkeit als die sprachliche Onanie rhetorischer Figuren, die ebendiese kitten und polieren. Wenn wir Grammatik beispielsweise als ein Regelwerk der Sprache verstehen, wie einen Code, den man perfekt codieren und decodieren kann, dann versteht man zwar, aber man muss sich nicht mehr verständigen. Hat man die Sprache perfekt decodiert, so ist man am Ende angelangt. Ein Missverständnis hält uns wach, Leerstellen lassen uns suchen. Das Scheitern fordert eine größere Sensibilität und hält uns offen für verschiedene Lesarten[2] und Ausdrücke. Missverständnisse lassen uns im Zwischen unserer routiniert dualistischen Wahrheiten innehalten und uns vertiefen. Vielleicht führt die Fehlbarkeit der Sprache zu neuen Dialekten. Vielleicht liegt eine Essenz sprachlicher Kommunikation in ihrem Unverständnis: vielleicht ist es gut, wenn sie nicht immer runter geht wie Butter.

Der Dichter ist immer unser Zeitgenosse.[3]

Künstler_innen aus fast allen Altersgruppen einzuladen, ebenso Autodidakten sowie professionelle Künstler_innen und Autor_innen, fördert sowohl einen generationsübergreifenden Austausch, ein Angleichen der Sprachen, als auch das Hinterfragen der eigenen Rhetorik. Die Ausstellung wird zwischen verschiedenen Sprachen und der Frage nach einem universellen Sprachverständnis oszillieren und versucht wie Sprache und Stimme in der zeitgenössischen Kunst verschiedene Räume einnehmen und austarieren; so befragt sie unterschiedliche Aspekte des Verständnisses von Sprachlichkeit und Schönheit bzw. Hässlichkeit. Neben den, in der Gruppenausstellung versammelten Werken, sind Performer_innen sowie Autor_innen eingeladen ihre gewählten Beiträge zu teilen, sowie durch visuelle, auditive oder performative Interventionen zu kommunizieren. Dabei sind auch Lesungen und Buchpräsentationen oder diskussionssuchende Begegnungen geplant. Aus den Räumen hinaus ziehen sich in situ Arbeiten und Kommentare am Gebäude entlang durch den Kurpark und hinaus in die Stadt. Die Ausstellung argumentiert inter- oder transdisziplinär und ist breitgefächert in den repräsentierten Genres, Formaten und Medien.

 

Die Ausstellung wird organisiert und kuratiert von Luisa Schlotterbeck (Künstlerische Leiterin, Neue Galerie Gladbeck), Monty Richthofen (Künstler) und Maurice Funken (Direktor, NAK Neuer Aachener Kunstverein). Ausstellungstext von Luisa Schlotterbeck.

Mit freundlicher Unterstützung durch:

 

Rahmenprogramm Vernissage und Finissage

 

Samstag, 10.09.2022

17 Uhr - Eröffnung

19:00 Uhr - Inga Krüger: Performance

19:30 Uhr - Dr. Werner Dohmen: Rede des Vorstandsvorsitzenden

19:40 Uhr - Luisa Schlotterbeck, Monty Richthofen, Maurice Funken: Rede der Kurator_innen

20:30 Uhr - Richie Culver: Performance

Sonntag, 11.09.2022

15 Uhr - Mafia Tabak: Cooking Performance

 

Samstag, 29.10.2022

17:00 Uhr - Ndayé Koagou: Performance

19:00 Uhr - Arts of the Working Class: Gespräch und Lesung mit María Inés Plaza Lazo & Jeronimo Voss

Ganztägig - Monty Richthofen: Wandzeichnung für den NAK

Sonntag, 30.10.2022

14:00 Uhr - Boris Nieslony: Performance

17:00 Uhr - Thomas Musehold: Buchvorstellung und Lesung

19:00 Uhr - Inga Krüger: Performance

 

Teilnehmende Künstler_innen

HAVIN AL-SINDY (*1987, Zaxo, Irak) studierte zunächst Biologie und Chemie an der Universität Duisburg – Essen und schloss 2019 als Meisterschülerin ihr Kunststudium in der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart ab. Anschließend war sie als Gasthörerin in die Klasse von Professor Gregor Schneider in der Kunstakademie Düsseldorf. Ihre Arbeiten sind im Feld der Konzeptkunst und der Malerei anzusiedeln. In ihrem Schaffen beschäftigt sie sich aus unterschiedlichen künstlerischen und wissenschaftlichen Blickwinkeln mit den Fragen der Erinnerung und ihrer Rekonstruktion, mit Verortung und Entortung. Al-Sindy lebt und arbeitet in Stuttgart und Düsseldorf.

ARTS OF THE WORKING CLASS | MARIA INÉS PLAZA LAZO & JERONIMO VOSS Arts Of The Working Class ist eine mehrsprachige Straßenzeitung über Armut, Reichtum und Kunst. Die Zeitung erscheint alle zwei Monate und enthält Beiträge von Künstler_innen und Denker_innen aus verschiedenen Bereichen und Ländern. Die Hefte sind Ausdruck einer Gegenbewegung zu den Exklusionsmechanismen überteuerter Hochglanzmagazine “auf den Kaffeetischen der Privilegierten”. Produziert von Menschen des “Kunstprekariats” zusammen mit den beworbenen Künstlern, werden The Arts of the Working Class an Obdachlose, Studenten, Praktikanten und Geringverdiener zum Weiterverkauf verschenkt. Sie richtet sich an die Arbeiter_innenklasse, also an alle, und es geht um all das, was allen gehört. Das Konzept der Arts of the Working Class wurde von Paul Sochacki, María Inés Plaza Lazo entwickelt und mit Alina Kolar redaktionell gestaltet. Die Zeitung erscheint für die Straßen der Welt.

SOPHIE CALLE (*1953, Paris, Frankreich) ist eine französische Künstlerin, die seit den späten 1970er Jahren zahlreiche Ausstellungen in der ganzen Welt hatte. Sie wird als Konzeptkünstlerin, Fotografin, Filmregisseurin und sogar als Detektivin bezeichnet und hat eine Praxis entwickelt, die durch ihre ausgeprägten narrativen Elemente und die häufige Kombination von Bildern und Text sofort erkennbar ist. Jedes ihrer Projekte kann als ein Kapitel in einem riesigen Gesamtvolumen von Referenzen und Echos gesehen werden, in dem Calle oft die Grenzen zwischen Intimem und Öffentlichem, Realität und Fiktion, Kunst und Leben verwischt. Calle lebt und arbeitet in Malakoff bei Paris und in New York.

KYRILL CONSTANTINIDES TANK (*1990, München) studierte Kunst in München und war 2018 Preisträger für Lyrik beim 26. open mike in Berlin. Mitte 2019 erschien sein erstes Buch Janus Neinus Vielleichtus bei Wirklichkeit Books: während seiner Arbeit im Museumsshop zeichnet der Künstler und Lyriker auf postkartengroße Schmierzettel. Sie bilden Szenen des Arbeitsalltags im Museum ab oder Ideen, auf die man nur dort kommt, und erzählen aus dem Leben des Künstlers zwischen Lohnarbeit und künstlerischem Schaffen. Constantinides Tank lebt und arbeitet in München.

RICHIE CULVER (*1979, Hull, England) ist Autodidakt; er verließ die Schule ohne Abschluss, um zunächst in einer Wohnwagenfabrik zu arbeiten. Nun umfasst seine künstlerische Praxis verschiedene Elemente, die von Malerei, Bildhauerei und Fotografie bis hin zur digitalen Performance reichen. Ein großer Teil Culvers Arbeitsweise, liegt in seiner antagonistischen Beziehung zur Technologie, der Unbeständigkeit sozialer Medien und den Auswirkungen auf menschliche Interaktion und Linguistik sowie auf das persönliche und kulturelle Gedächtnis. Seine Arbeit wurde in zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt. Culver lebt und arbeitet in London, England und Porto, Portugal.

MARCEL HILLER (*1982, Potsdam) studierte an der Kunstakademie Münster, der Haute École d’Art et de Design in Genf, Freie- und Visuelle Kunst sowie postgraduiert an der Jan Van Eyck Academie in Maastricht und dem Künstlerhaus Büchsenhausen in Innsbruck. Seine Biografie entspricht der soziologischen Zuschreibung der „Wendekinder”. Seine für ihn selbst als Makel empfundene Herkunft äußerte sich durch die konsequente Vermeidung jeglicher biografischen Verweise. Viele seiner Installationen wurden von bedeutungsgeladenen Materialien und Fundstücken bestimmt ohne jemals explizit als Objekt oder Zeichen lesbar zu werden. Ihre Atmosphären generierten sich als Interieure eines Ichlosen, die den Räumen seiner Ausstellungen und ihrem spezifischen Nullpunkt eine Gestalt gaben. Nun schreibt er: „Inzwischen sind die Institutionen meiner Öffentlichkeit eher räumlicher und zeitlicher Hintergrund einer Rekonstruktion meines Eigenen geworden, so nützlich, wie, sagen wir, die Gummilippe eines Scheibenwischers.” Für seine künstlerische Arbeit erhielt er diverse Preise und wurde mit Stipendien ausgezeichnet. Marcel Hiller lebt und arbeitet in Köln.

THOMAS HIRSCHHORN (*1957, Bern, Schweiz) absolvierte eine Lehre als Typograf und studierte anschließend an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich. Der Künstler wählt alltägliche Bau- und Verpackungsmaterialien wie Sperrholz, Karton, Klebeband, Plastik und Alufolie für seine installativen Arbeiten. Ergänzend kommen Bilder und Texte aus Zeitungen und Zeitschriften sowie philosophische Texte von ihm bewunderter Schriftsteller und Philosophen hinzu. Hirschhorns Auffassung von Kunst als politisch-soziales Engagement will Zusammenhänge sichtbar machen und den Betrachter mit ihnen konfrontieren. Hirschhorn lebt und arbeitet in Paris.

ARTOR JESUS INKERÖ (*1989, Helsinki, Finland) studierte an der Academy of Fine Arts, Helsinki und der Rijksakademie, Amsterdam. Inkerös multidisziplinäre Praxis umfasst Video, Performance, Fotografie, Malerei als auch Skulptur; darin arbeitet sich Inkerö in einer Art Langzeitperformance an westlichen, stereotypen Vorstellungen von Männlichkeit ab. Für die Ausstellung hat der Künstler eine Intervention im öffentlichen Raum entwickelt, die in Aachen plakatiert wird. Inkerö arbeitet in Helsinki und Amsterdam.

BARBARA KAPUSTA (*1983, Lilienfeld, Österreich) studierte an der Akademie der bildenden Künste, Wien und besuchte das Centro Nacional de las Artes in Mexiko-Stadt. In ihrer künstlerischen Praxis ist die Verbindung des Körpers mit Materialität und Sprache ein zentrales, wiederkehrendes Element. Sie beschäftigt sich mit zeitbasierten digitalen Medien, Skulptur, queer-feministischer Theorie und Poesie. In ihren Arbeiten artikulieren fiktive Körper partielle Perspektiven und queere Handlungsfähigkeit, um die imperiale Geste der Universalität und binärer Strukturierung zu hinterfragen. Sie lehrt an der Akademie der bildenden Künste Wien, erhielt 2020 den Otto-Maurer-Preis und stellte u.a. bereits in der Kunsthalle Bratislava (2022), dem Kunsthaus Hamburg, dem mumok, Wien und dem ACF London aus. Kapusta lebt und arbeitet in Wien.

NDAYÉ KOUAGOU (*1992, Paris, Frankreich) ist ein Künstler und Performer, dessen künstlerische Praxis stets von seinen Texten ausgeht. In seinen Performances als auch Videoarbeiten setzt er sich insbesondere mit Überlegungen zu Legitimität, Freiheit oder Liebe auseinander. Kouagous Werke wurden unter anderem im Centre Pompidou, Paris, im Wiels, Brüssel oder im Centrale Fies in Italien und Lafayette Anticipation, Paris, gezeigt, wo er auch sein Verlagsprojekt YBR* (Young Black Romantics) startete. Er lebt und arbeitet in Paris.

INGA KRÜGER (*1988, Iserlohn) studierte an der Kunstakademie Münster in der Klasse von Suchan Kinoshita und dem Royal Institute of Art Stockholm. Ihre künstlerische Arbeit lässt sich schwer in technische oder ästhetische Kategorien verorten, reagiert so doch immer unmittelbar auf den Ausstellungsort bzw. die jeweilige, vorgefundene Situation und die spezifischen Bedingungen. Beinahe spielerisch taucht sie in Geschichte, Architektur oder soziale Strukturen verschiedener Orte ein und entwickelt mit vielerlei Mitteln ein zusammenhängendes Gesamtkunstwerk. Ihre Arbeit war zuletzt im Institut de Carton, Brüssel, oder Malkastenpark, Düsseldorf, zu sehen. Sie lebt und arbeitet in Düsseldorf.

MAFIA TABAK (*1990, Österreich) beschäftigt sich seit 2016 mit Graffiti und entwickelte dabei eine ganz eigene Bildsprache, die auch im Atelier Anwendung finden. So zieht sich sein visuelles Vokabular durch Malereien, Installationen, Zeichnungen oder Druckgrafiken. Seine Gemälde und Wandbilder verweisen stets auf Phänomene aus der Popkultur, wie beispielsweise auf Fernsehserien, Cartoons, Animes und Videospiele. Für den NAK wird der Künstler eine Wand gestalten aber auch ein performatives Dinner zur Ausstellungseröffnung realisieren. Mafia Tabak lebt und arbeitet in Wien.

STEFAN MARX (*1979, Schwalmstadt, Hessen) beschäftigt sich seit rund zwanzig Jahren mit Schriftbildern. Es sind Songzeilen, Aussprüche, Sätze, Zitate, die er mit seiner eigenen Skripture und ihrer unverkennbaren Stilistik, in Gemälden oder Zeichnungen wie auch auf Oberflächen umsetzt. Seine meist monochromatischen Zeichnungen sind Chroniken des täglichen Lebens. Sie sind direkt und persönlich, oft komisch und gut gelaunt. Marx beobachtet seine Umgebung und entwirft Szenarien, die sympathische Einblicke in den Zeitgeist und die moderne Gesellschaft gewähren. Zuletzt stellte Marx u.a. in der Hamburger Kunsthalle aus. Marx lebt und arbeitet in Berlin.

JAMES MÆSSIAH (* 1990, London, England) ist ein Dichter und Musiker aus dem Süden Londons, der in seiner Arbeit Themen aus Sexualität, Sterblichkeit und Philosophie durch performatives Arbeiten, Schreiben und über visuelle Medien erkundet. In seiner fortlaufende Serie New Poems beschreibt er Erfahrungen aus seinem Leben in London und formuliert Ideen zu Liebe und Arbeit. Mæssiah arbeitete u.a. für die BBC, den Guardian und Nike und wirkte in Kampagnen für Selfridges, Loewe, Adidas und Champion mit. Er las mitunter in der Tate Modern, dem Courtauld, dem Institute of Contemporary Arts und dem Houses of Parliament. Zudem hat er Veranstaltungen für Boiler Room kuratiert und moderiert die monatliche ‘Poætry Show’ auf NTS Radio. Mæssiah lebt und arbeitet in London.

MARIANNE MISPELAËRE (*1988, Bourgoin-Jallieu, Frankreich) machte 2009 ihren Abschluss an der ESAL in Épinal und der HEAR in Straßburg. In ihrer künstlerischen Praxis widmet sie sich besonders der Sprache und alternativen Kommunikationsformen: dorthin, wo Erzählungen existieren, doch Worte unpassend erscheinen. Sie arbeitet mutlidisziplinär und entwickelt Projekte und Konzepte, die sie mit Orten und ihren Menschen verbindet. Ihre Arbeiten zeigte sie u. a. in Ausstellungen im Palais de Tokyo, Paris, im FRAC Normandie-Rouen, im FRAC Alsace, im iselp Brüssel und in der Art Encounters Foundation, Timisoara. 2017 wurde sie mit dem Grand Prix du Salon de Montrouge ausgezeichnet. Ihr Werk wurde für den LEAP-Preis und für den AWARE-Preis – Archives of Women Artists, Research and Exhibitions von Hélène Guenin nominiert. Mispelaëre lebt und arbeitet in Aubervilliers bei Paris, Frankreich.

THOMAS MUSEHOLD (*1982, Mönchengladbach) studierte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Linguistik sowie parallel an der Kunstakademie Münster unter Prof. Suchan Kinoshita bildende Kunst und postgraduierte an der Jan Van Eyck Akademie in Maastricht. Musehold beschäftigt sich fortführend mit dem Thema von Deutung und Interpretation des Unbekannten und macht sich dabei das System der Sprache unterschiedlich zunutze. Dabei gelingt ihm die Erschaffung eines phantastischen Wissens, welches einen Erfahrungsraum für das Mystische und die Imagination öffnet. Museholds Sprache scheint den etymologischen Ursprung des Worts „begreifen” bildhaft zu reproduzieren. Indem die Oberfläche Stück für Stück durch das Wort abgetastet wird, meint man, sich dem Objekt geistig anzunähern. Wie Caillois betreibt Musehold ein Spiel der Objektifizierung, der die Idee zugrunde liegt, den Dingen Ihre spezifische Sinnhaftigkeit zu entlocken, so fremd sie auch erscheinen mögen. Seine Arbeit wurde in diversen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, u.a. im Kunsthaus NRW, dem Ludwig Forum sowie der Sammlung Philara. 2020 nahm er die Bronner Residency in Tel Aviv wahr. Im NAK wird der Künstler seine zeitnah veröffentlichte Publikation LARVA mit einer Lesung und Gesprächsrunde vorstellen. Musehold lebt und arbeitet in Düsseldorf.

BORIS NIESLONY (*1945, Grimma) ist als Performance- und Installationskünstler mit seinen Performances und Ausstellungen, mit Vorträgen und als Vermittler weltweit tätig. In den 1970er Jahren studierte er an den Kunstakademien in Berlin und in Hamburg. Seit 1981 entwickelte er ein umfassendes Archiv über Performance Art, artists-run-spaces und deren theoretisch-philosophische Grundlagen. Er nahm 1987 an der documenta 8 teil. Im Jahr 1985 initiierte Nieslony gemeinsam mit europäischen Performancekünstler_innen das Modell „Black Market International”, 1990 das Performance-Netzwerk Arts Service Association (ASA) und 1995 die erste Performance Konferenz in Köln, der bis heute achtzehn weitere Veranstaltungen weltweit folgten.  2001 gründete er das E.P.I. Zentrum, das Europäische Performance Institut, und initiierte 2010 mit PAErsche ein weiteres Performance-Netzwerk zwischen Künstler_innen, Organisationen und Projekten. Im Jahr 2019 widmete ihm das Kunstmuseum Ratingen eine erste umfassende, diagrammatische Ausstellung seiner Denkbilder in der visuellen Gestaltung. Zusammen mit dem Diagrammatiker Gerhard Dirmoser erarbeitete Nieslony über einen Zeitraum von zehn Jahren ein, im Original acht mal acht Meter großes, Performance-Diagramm. Das kreisförmige Schaubild unzähliger Begriffe, angeordnet in 32 Segmenten rund um ein leeres Zentrum, stellt die Frage: Was ist Performance? Boris Nieslony lebt in Köln.

PMS ist ein belgisches Modelabel, das mit seinen Shirts auf das prämenstruelle Syndrom aufmerksam machen möchte. Die farbenfrohen Shirts mit auffälligem PMS Branding werden im Kunstverein gezeigt und verkauft.

DANIELE PUSINANTIs (*1985, Bologna, Italien) Interesse an Graffiti trieb ihn dazu, durch Europa zu reisen, um städtische Züge zu bemalen. Während einer seiner Reisen nach Stockholm wurde er beim Bemalen einer U-Bahn in den unterirdischen Höhlen von einem Zug erfasst. Der Unfall endete mit einer Nahtoderfahrung, die ihn für fünf Monate ans Bett fesselte. Einige Monate nach seiner Genesung beendete Pusinanti sein Kunststudium und stellte seine ersten Werke in Bologna aus, wo er das Kunstkollektiv Rialto18 gründete. In seiner künstlerischen Praxis erforscht er unter anderem Malerei als ein Kommunikationswerkzeug. Seine oft gestische und provokative Bildästhetik erzählt von zeitgenössischen Exklusionsstrukturen, repräsentativen Darstellungsformen und Wertschöpfungsmechanismen. Pusinanti lebt und arbeitet in Berlin.

JOHANNA REICH (*1977, Minden) studierte an der Kunstakademie Münster bei Andreas Köpnick, Paul Isenrath und Guillaume Bijl, an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg bei Gerd Roscher und Wim Wenders sowie an der Kunsthochschule für Medien Köln bei Mischa Kuball, Jürgen Klauke und Matthias Müller. Von 2020 bis 2022 hatte Johanna Reich eine Vertretungsprofessur an der Akademie der Bildenden Künste München angenommen. Die Medienkünstlerin beschäftigt sich mit der Frage nach dem Verhältnis von Realität, Bild und Abbild und untersucht den Einfluss neuer Medien auf unsere Wahrnehmung und unser Denken und Handeln. Dabei umfasst ihre Arbeit ein breites Spektrum an gestalterischen Medien und Formaten. Sie verbindet zeitgenössische Techniken wie Fotografie, Video, Performance oder holographische Projektionen mit tradierten Medien wie Malerei oder Skulptur. Ein zentrales Element ihrer Arbeiten ist ihr performatives Agieren vor der Kamera und zugleich das Verschwinden aus der medial bestimmten Welt, das Sich-Entziehen der Künstlerin selbst. Sie wurde u. a. mit dem japanischen Excellence Prize for Media Arts, dem Förderpreis des Landes NRW für Medienkunst, dem Konrad-von-Soest-Preis und dem Nam June Paik Award ausgezeichnet. Sie lebt und arbeitet in Köln.

MONTY RICHTHOFEN (*1995, München), ebenfalls unter seinem Künstlernamen Maison Hefner bekannt, studierte Performance und Design an der Central Saint Martins University of the Arts in London. Seit seinem Abschluss im Jahr 2018, fordert er die konventionelle Poesie intensiv heraus, wie beispielsweise durch die malerische Visualisierung von Texten, dem Schreiben im öffentlichen Raum oder dem handschriftlichen Tätowieren. Richthofen lebt und arbeitet in Berlin.

FRANCA SCHOLZ (*1988, München) studierte Medienkunst an der Universität für Kunst und Design Karlsruhe, danach an der Kunstakademie Düsseldorf und seit 2017 Mediale Künste an der Kunsthochschule für Medien Köln. Mit ihren Videoprojektionen, Performances und Installationen aus textilen, anthropomorphen Objekten adressiert Franca Scholz körperliche Beziehungen zwischen Intimität, Distanz, Dominanz und Exklusion. Scholz’ künstlerische Praxis gründet auf sowohl selbstverfassten Texten als auch Zitaten autofiktionaler Literatur mit weiblicher Autorschaft, die sich als gesprochene oder geschriebene Worte im Raum artikulieren. Die fragmentierten Erzählungen über Begehren, Häuslichkeit und (Un-)Sichtbarkeit lenken den Blick auf die beidseitige Fragilität und Unvollständigkeit von sprachlicher und körperlicher Repräsentation. 2019 erhielt sie das Peter-Mertes Stipendium. Scholz lebt und arbeitet in Köln.

LUKI VON DER GRACHT (*1992, Aachen) studierte an der Kunstakademie Düsseldorf. Die Künstlerin verfolgt einen multidisziplinären Ansatz aus Performance, Malerei, Zeichnung, Video und Installation, der thematisch um Fragen von Identität, Gemeinschaft und Machtstrukturen kreist. Für die aktuelle Ausstellung im NAK setzt sie mit der Plakatierung ihrer Schrift- und Bildcollagen eine unkommentierte Intervention im öffentlichen Stadtraum fort, welche in der vorangegangenen Ausstellung Queering the Narrative initiiert wurde. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

NICHOLAS WARBURG (*1992, Frankfurt am Main) studierte Kunst am California Institute of the Arts in Santa Clarita und an der Städelschule in Frankfurt am Main (Meisterschüler von Tobias Rehberger). Seine Arbeiten, die sich auf ambivalente Weise mit deutscher Geschichte und Kunstgeschichte auseinandersetzen, wurden im Kunstpalast Düsseldorf, Kunstraum Potsdam, Kunstverein Leipzig und der Kunsthalle Portikus gezeigt. Er wurde mit Preisen, Stipendien und Residenzen der Künstlerhilfe Frankfurt, der Stiftung Kunstfonds, der neuen Gesellschaft für bildende Kunst Berlin, des Q21 Wien und dem Lichter Art Award ausgezeichnet. Im Wintersemester 2021/22 war er Gastprofessor an der Universität der Künste Berlin. Zudem ist er Mitbegründer der Gruppen Frankfurter Hauptschule und Tannhäuser Kreis. Er lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.

 


[1]  Vgl. Joachim Büthe, Lawrence Weiner: Gefragt und Gesagt, 02.05.2005, Deutschlandfunk.

[2]   Es ließe sich beispielsweise Ingeborg Bachmanns Udine Thema auch in einer nicht feministischen Lesart verstehen. Ist Udine die Kunst und wir die Horst-Menschen?

[3]   Virginia Woolf, Wie man ein Buch lesen soll?, in: Granit und Regenbogen. Essays., 1960, 9-24.