Fuse Fuse (Diana at her Bath)
DAIGA GRANTINA

ERÖFFNUNG:
Freitag 13 Juli 2012
19 — 20 Uhr

GEÖFFNET:
13 Juli — 26 August 2012

Vom 13. Juli bis 26. August 2012 zeigt der NAK. Neuer Aachener Kunstverein in der Glasbox eine Einzelausstellung der in Riga geborenen Künstlerin Daiga Grantina (*1985). Unter dem Titel FUSE FUSE (DIANA AT HER BATH) präsentiert Grantina Arbeiten, die sich durch das Lesen von Pierre Klossowskis ‘Das Bad der Diana’ herausgebildet haben.
In der Aachener Ausstellung präsentiert Grantina eine Zusammenstellung ihrer filmischen sowie druckbasierten Praxis, wobei sie gleichermaßen auf digitale und manuelle Methoden zurückgreift. Durch die Verwendung von abgelaufenem Super8-Material und mit Hilfe experimenteller Eingriffe in die Verfahren computerbasierter Bildgebung induziert die Künstlerin einen ergebnisoffenen Bereich in ihre Arbeit.

Für das Projekt im NAK, eingeladen von Staphanie Seidel, zeigt Grantina ihren jüngsten Film „Das Bad der Diana” zusammen mit dem Objekt „Identifikation mit einem Hirsch”. Letzteres ist ein bedrucktes Kartonpanel aus sechs Teilen, welches nun im Fenster des Kunstvereins hängt. Das hier angewandte Druckverfahren resultiert aus einer Methode, bei der verschiedene Arten des Übertragens von Tinte (durch Hitze oder Aceton) zusammengeführt werden, wodurch die Kartonoberfläche der einzelnen Panele als quasi-photographisches Material fungiert.
Das Objekt, welches sich als Ganzes wie eine Blende verhält – aufgestellt, um die Filmprojektion mit Schatten zu versorgen – könnte Aktaions uneinigen (von seinen Hunden zerrissenen) Körper evozieren. Vom Schimmer der Haut Dianas angezogen, verfällt Aktaions Blick einer Sünde, für die er bestraft wird: Diana bespritzt seine Augen mit dem Wasser ihres Bades und verwandelt Aktaion somit in einen Hirsch.
Dieser Moment des Geblendetseins scheint der Annäherung Grantinas an den Mythos zugrunde zu liegen. Sie verfolgt die Spur des Künstlers Pierre Klossowski, der 1956 ‘Das Bad der Diana’ publiziert und mit einem Zitat Ovids (Metamorphosen III) in lateinischer Sprache eröffnet:
“Nunc tibi me posito visam velamine narres,
Si poteris narrare, licet.”
Dieser Satz verdeutlicht die Unmöglichkeit Aktaions, der nun ein Hirsch ist, die Nacktheit Dianas zu bezeugen. Unfähig zu sprechen scheitert er, seine eigenen Hunde daran zu hindern ihn in Stücke zu reißen.
Dieser blinde Fleck, die Unmöglichkeit vom verbotenen Anblick zu berichten, mutet als die treibende Kraft der Installation an, die das doppelseitige Objekt, wie ein stilles Hyphen zwischen die badende Figur und das potenzielle Spannen schiebt. Die schwarzen Umrandungen der einzelnen Panele erwecken zudem den Gedanken, dass es sich bei diesem Objekt um den statischen Zwilling des Filmstreifens handeln könnte. Die vorgeführte Begegnung des toten Tierkörpers mit einem cut-out des Filmstreifens in Form des frame-by-frame Objekts kann als ein Versuch gelesen werden, den gewaltsam fragmentierten Körper des erfolglosen Gottes zusammenzuführen (FUSE FUSE).

Teil des Settings in der Glasbox ist eine Übersetzung von Jean Roudauts Essay „Simulacrum by Pierre Klossowski” aus dem Französischen ins Englische von Rosa Joly (die zusätzlich in der Rolle der Diana erscheint).

Jean Roudaut, „Simulacrum by Pierre Klossowski”, in: Centre Georges Pompidou (ed.), Cahier pour un Temps, Paris, 1985.

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Foto: Simon Vogel