Good Things Come to Those Who Wait
PATRYCJA GERMAN

ERÖFFNUNG:
Samstag 11 Januar 2014
19 Uhr

GEÖFFNET:
12 Januar — 2 März 2014

Performances

1 Februar 2014 19 – 22 Uhr
Lustgewinnung / Leidvermeidung

15 Februar 2014 19 – 22 Uhr
No Guts, No Glory

 

Künstlergespräch
Patrycja German und Jochen Heufelder
2 Februar 2014, 15 Uhr

 

 

Die Künstlerin Patrycja German (geboren 1979 in Wroclaw, Polen, lebt in Berlin) inszeniert in ihrer Ausstellung „Good Things Come To Those Who Wait” im Neuen Aachener Kunstverein eine sich im White Cube entfaltende Choreografie. Der Betrachter findet ein Setting vor, das zu zwei Zeitpunkten bespielt wird. Insbesondere indem das „Davor” und das „Danach” der Performance im Ausstellungsraum betont werden, wird das Format „Ausstellung” in Bezug auf das Medium Performance zur Diskussion gestellt.

Während ihrer Ausstellung im NAK zeigt die Künstlerin Performances aus den fortlaufenden Performancereihen „Lustgewinnung / Leidvermeidung” und „No Guts, No Glory”. Einer Versuchsanordnung gleich, wandelt Patrycja German den Ausstellungsraum in eine Art laboresken White Cube: Während „Lustgewinnung / Leidvermeidung” und „No Guts, No Glory” erstellen Protokollanten Notizen zu ihren persönlichen Eindrücken, die Künstlerin sitzt ihnen im Ausstellungsraum gegenüber, ein mit Pheromonen besprühtes Kleid tragend. Die Notizen verbleiben anschließend mit dem gesamten Setting der Performance (Tische, Stühle sowie das mit Pheromonen behandelte Kleid) im Ausstellungsraum zurück – zwischen Requisit und Artefakt changierend besteht das komplette Setting der Performances bereits vor der eigentlichen Aufführung und verbleibt auch anschließend im Ausstellungsraum. Anhand dieser Relikte kann das Geschehen auch nach der Performance rekonstruiert werden. So wird die Frage nach der medialen Repräsentation nicht mit Hilfe der vermeintlich objektiven Repräsentationsverfahren Fotografien oder Videoaufnahmen beantwortet, sondern durch subjektive Beobachtungsmomente ersetzt.

In ihrer Auseinandersetzung mit der Frage, wie eine Performance – als Ereignis mit einem zeitbasierten Charakter – erzählt werden kann, nähert sich Patrycja German dieser also aus zwei an Zeitlichkeit gebundenen Blickwinkeln, denen sie einen neuen Stellenwert gibt. So wird der gewohnte Ausstellungsablauf unterbunden und Erwartungshaltungen, die wir verinnerlicht haben, in Frage gestellt. Die Situation bildet eine Projektionsfläche für den Betrachter und zwingt ihn, auf sein Vorstellungsvermögen zurückzugreifen.

Zugleich werden in Patrycja Germans Performances die Bedingungen von Protagonist und Publikum veranschaulicht, denn in dem Zusammenspiel der drei für die Kunst so grundlegenden Elemente Künstler – Betrachter – Kunstwerk spielt gerade der Betrachter eine wesentliche Rolle. In „Lustgewinnung / Leidvermeidung” und „No Guts, No Glory” stellen sich einerseits Fragen nach Begehren und menschlicher Emotion – denn Pheromone als synthetische Botenstoffe scheinen eine lang gehegte Sehnsucht des Menschen zu erfüllen: Sie lassen, so die Annahme, den Träger unwiderstehlich werden. Andererseits stellen sich Fragen nach passiver Betrachtung und aktiver Interaktion bzw. Konfrontation: Kann während der Performances eine Beeinflussung des Besuchers durch die Botenstoffe erfolgen? Wirkt nicht auch zugleich der Besucher durch seine Anwesenheit und seine Geschlechtlichkeit auf die Künstlerin ein?

 

Patrycja German hat zahlreiche Preise und Stipendien erhalten, zuletzt das Arbeitsstipendium des Berliner Senats, 2010 das Schindler Stipendium Los Angeles und den HAP Grieshaber Preis, sowie 2008 den Saar-Ferngas-Preis für Junge Kunst.

 

 

Lustgewinnung / Leidvermeidung

1. Februar 2014, 19 – 22 Uhr, Neuer Aachener Kunstverein

“Ich trage ein Kleid, das mit einer Megadosis hochkonzentrierter synthetischer Kopuline besprüht ist. Kopuline sind Sexuallockstoffe, die während des Eisprungs in den Vaginalsekreten vorkommen. Sie werden unbewusst vom Vomeronasalorgan wahrgenommen und steuern maßgeblich menschliche Emotionen und sexuelle Anziehung. Wenn an einer Frau wahrgenommen, haben sie einen positiven Einfluss auf die Bewertung ihrer Attraktivität und bewirken beim Mann einen Anstieg des Testosteronspiegels um 150% und verstärken damit seine Libido. Bei der Trägerin erhöhen Kopuline ebenfalls die Paarungsbereitschaft und heben ihre Stimmungslage. Andere Frauen können sie irritieren und ihre Rivalität schüren.”

Patrycja German

 

No Guts, No Glory

15. Februar 2014, 19 – 22 Uhr, Neuer Aachener Kunstverein

“Ich trage ein Kleid, das mit hochkonzentriertem synthetischen Androstenon besprüht ist. Androstenon – ein Abbauprodukt des Testosterons – ist ein Sexuallockstoff und kommt im männlichen Achselschweiß vor. Er wird unbewusst vom Vomeronasalorgan wahrgenommen und steuert maßgeblich menschliche Emotionen, sexuelle Anziehung und soziales Verhalten. Männern dient das Pheromon zur Sicherung des Territoriums; es impliziert Überlegenheit und lässt den Träger als Alpha-Männchen erscheinen. Bei potentiellen Geschlechtspartnerinnen hebt es zur Zeit des Eisprungs die Stimmungslage und steigert ihre Paarungsbereitschaft. Auf Frauen, die sich in der Menopause befinden oder hormonell verhüten, wirkt es eher abschreckend.”

Patrycja German

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Ausstellungsansicht

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Ausstellungsansicht

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Ausstellungsansicht

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Ausstellungsansicht